Krönender Abschluss

Kann man in einer Woche ein abendfüllendes Konzert einstudieren? Knapp vierzig MusikantInnen aus dem Berner Oberland haben dies geschafft. Sie bewiesen dies eindrücklich am Abschlusskonzert.

Die oberländische Bläserwoche OBW ist ein Blasmusiklager das vom Berner Oberländischen Musikverband BOMV durchgeführt wird. Das Angebot gilt für alle interessierten MusikerInnen. Normalerweise findet dieses Lager alle zwei Jahre statt. Leider fiel die OBW im Jahr 2020 aus den bekannten Gründen aus. Doch dieses Jahr war es wieder so weit und am 8. Oktober starteten knapp vierzig MusikantInnen in Zweisimmen das spannende Projekt.

Intensives üben
Eine Woche lang hiess es nun intensiv proben. In Registerproben wurden mit professionellen Musiklehrern die Feinheiten der Stücke ausgearbeitet und in Gesamtproben das Erlernte dann zusammengefügt und ausgefeilt. Geprobt wurde jeweils am Vormittag, Nachmittag und sogar nach dem Abendessen. Nur am Mittwochnachmittag stand eine Abwechslung auf dem Programm. Sämtliche TeilnehmerInnen besuchten den Schiessstand in Frutigen und liessen sich das Armbrustschiessen näher erklären. Selbstverständlich durften alle auch selbst so ein Sportgerät in die Hand nehmen und ein paar Schüsse abgeben. Dieser Teamanlass lockerte die anstrengende Probewoche etwas auf und man hatte die Gelegenheit, sich untereinander besser kennen zu lernen.

Kolly zum Zweiten
Am Donnerstag fand die erste Bewährungsprobe statt. An einem Platzkonzert in Zweisimmen -leider musste es wegen Regen nach drinnen verlegt werden – wurde das Konzert ein erstes Mal aufgeführt. Für die musikalische Leitung konnte erneut Jean-Claude Kolly gewonnen werden. Der Dirigent gilt als einer der besten, die die Blasmusikszene der Schweiz zu bieten hat und er leitete die OBW bereits im Jahr 2018. Die Bläserwoche-Teilnehmer zeigten sich auf jeden Fall sehr beeindruckt und begeistert vom musikalischen Leiter. Offenbar verstand er es den MusikantInnen seine Wünsche und Anregungen näher zu bringen. Oft auch, indem er diese bildlich in die Köpfe der TeilnehmerInnen einbrachte. Dies gelang ihm trotz seiner Muttersprache. Der französisch sprechende Kolly verständigte sich auf Deutsch und wenn nötig, liess er seine Aussagen einfach übersetzten.

Musikalisches Märchen
Am Freitag dann der eigentliche Höhepunkt und Abschluss der Bläserwoche im altehrwürdigen Theatersaal, des Kursaals in Interlaken. Pünktlich um 20:00 Uhr betraten die schwarz-weiss gekleideten MusikantInnen die Bühne. Stefan Janzi vom Vorstand BOMV begrüsste die leider etwas spärlich erschienen ZuhörerInnen.

Das Konzertprogramm enthielt eine Besonderheit. Sämtliche Komponisten der vorgetragenen Stücke war ehemalige Studenten von Jean-Claude Kolly. Dies ergab ein abwechslungsreiches, eindrucksvolles Programm in verschiedenen Stilrichtungen. Und was die BläserInnen boten, war Blasmusik vom Feinsten. Unglaublich, was da alles in einer Woche einstudiert wurde. Einen besonderen Höhepunkt bildete das musikalische Märchen „Syrielle“ von Marc Jeanbourquin, das von einer kleinen Fee handelt. Die Geschichte wurde abwechselnd von der Sprecherin (Melina Schneider) vorgelesen und vom Corps musikalisch vorgetragen. In manchen Passagen konnte man sogar beides gleichzeitig hören. Und die Sprecherin und die Musik verschmolzen harmonisch miteinander. Jeder im Saal konnte sich sofort vorstellen, wann die kleine Elfe nach einem Stern suchte oder wann der hässliche Oger seinen Auftritt hatte.

Für dieses Stück – und natürlich auch für alle anderen- erhielten die MusikantInnen grossen, begeisterten Applaus. Selbstverständlich mussten sie noch eine Zugabe zum Besten geben. Dies taten sie mit einem zünftigen Marsch. Und sie alle bewiesen eindrücklich, dass man sehr wohl in einer Woche ein ganzes Konzertprogramm einstudieren kann.



Text und Fotos:
MONYA SCHNEIDER, erschienen im Frutigländer

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